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Zu einem intensiven Gespräch zum Thema „Mut“ hat mich Lukas Kramer eingeladen, der selbst Coach ist und einen rasch wachsenden youtube-Kanal betreibt. Wir hatten uns kennengelernt beim „Symposium“, einer Gruppe, die ursprünglich von Gunnar Kaiser initiiert worden war, um Menschen mit dem Wunsch nach Aufklärung und Wahrheitssuche zusammenzubringen.

In unserem Gespräch haben wir Themen angeschnitten wie

  • Welche Rolle Gefühle wie Angst und Scham spielen können
  • Weshalb es notwendig sein kann, NEIN zu sagen
  • Wie unser Gewissen sich strukturiert
  • Weshalb Mut in den nächsten Jahren viel an Bedeutung gewinnen wird.

Mut – oder, wie es einst hieß: Tapferkeit – gehört zu den Kardinalstugenden. Das bedeutet, es ist eine Eigenschaft, die für jeden Menschen äußerst bedeutsam ist. Nun könnte es in unserer Zeit den Anschein haben, als wäre dies ein Relikt aus der Vergangenheit, da heute niemand mehr auf seinem Ross in die Schlacht zieht. Und tatsächlich spielt das Schlachtross keine Rolle mehr, denn die Schlachtfelder haben sich verändert: Sie spielen sich heute zumeist im sozialen Kontext ab.

Hier geht es um ganz andere Dinge: den Mut

  • zu selbstbestimmten Entscheidungen,
  • zu seiner Meinung zu stehen (gerade, wenn sie Widerspruch auslösen könnte),
  • unsinnige Vorschriften zu hinterfragen,
  • einen Konflikt auszuhalten,
  • in Meetings seinen Standpunkt zu vertreten

und vieles mehr.

Insgesamt ist es der Mut, authentisch zu sein, selbst wenn dies Nachteile mit sich bringen könnte. Erfahrungsgemäß malen sich die meisten Menschen meist viel schlimmere Szenarien aus, als dann tatsächlich eintreten (negativity bias). Doch die gute Nachricht ist: es gibt die Mut-Spirale! Sie besteht aus den Erfolgserlebnissen, die entstehen, wenn wir uns einen kleinen Schritt aus unserer Sicherheitszone herauswagen – und feststellen, dass es gar nicht weh tut! Und beim nächsten Mal fällt es schon ein wenig leichter. Und beim übernächsten Mal …

Die Mut-Spirale zeigt – anders als die Angstspirale – nach oben! Sie erhöht unsere Selbstwirksamkeit, das Gefühl der Lebendigkeit und hat eine Reihe weiterer positiver Nebeneffekte. Darum geht es: das eigene Leben lebendiger zu machen, den Wirkungskreis zu vergrößern, dabei interessante Menschen kennenzulernen und an all den Erfahrungen beständig zu wachsen.

Im Mut Coaching werden konkrete Situationen gemeinsam bearbeitet und Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten entdeckt. Tiefliegende Überzeugungen können wirkungsvolle Verhinderer sein, ebenso wie diffuse Ängste. Doch wenn sie erst einmal ans Tageslicht geholt werden, ist die Hälfte des Weges bereits geschafft!

Im Gespräch mit Lukas Kramer

Das Prinzip der sozialen Bewährtheit ist ein Konzept aus der Sozialpsychologie, das sich mit der Tendenz von Menschen befasst, sich an den Handlungen, Meinungen und Verhaltensweisen anderer in einer gegebenen Situation zu orientieren, um das eigene Verhalten zu bestimmen oder zu legitimieren. Dieses Prinzip spielt eine bedeutende Rolle in der menschlichen Interaktion, Gruppendynamik, Werbung, politischen Prozessen und vielen anderen sozialen Kontexten.

Die Grundidee der sozialen Bewährtheit basiert auf der Annahme, dass Menschen ein angeborenes Bedürfnis haben, sich in sozialen Situationen anzupassen, um akzeptiert zu werden. Sie suchen nach Bestätigung ihrer Gedanken, Gefühle und Handlungen durch die Zustimmung und Anerkennung anderer. Dieses Bedürfnis nach sozialer Bewährtheit beeinflusst maßgeblich das individuelle Verhalten sowie die Entscheidungsprozesse.

Der Begriff „soziale Bewährtheit“ wurde erstmals in den 1950er Jahren von Solomon Asch, einem bekannten Sozialpsychologen, geprägt, der das Phänomen der Konformität erforschte. In einem seiner berühmtesten Experimente zeigte Asch, wie Menschen in Gruppensituationen dazu neigen, ihre eigenen Wahrnehmungen und Überzeugungen zu ändern, um mit der Mehrheit übereinzustimmen, selbst wenn diese Meinung offensichtlich falsch ist. Das Prinzip der sozialen Bewährtheit lässt sich auf verschiedene Weise erklären und manifestiert sich in verschiedenen Situationen:

1. Normative Einflüsse: Menschen passen sich oft den sozialen Normen und Erwartungen an, um Akzeptanz und Zugehörigkeit zu erfahren. Diese Normen können explizit (klar ausgesprochen) oder implizit (unausgesprochen, aber verstanden) sein. Ein Beispiel hierfür ist die Kleiderordnung bei formellen Veranstaltungen. Individuen kleiden sich entsprechend den Erwartungen der Gruppe, um nicht aus der Menge herauszustechen oder um nicht unpassend zu wirken.

2. Informationelle Einflüsse: Menschen nutzen auch das Verhalten und die Meinungen anderer als Informationsquelle, um die Realität zu interpretieren und danach Entscheidungen zu treffen. Wenn mehrere Personen dieselbe Meinung vertreten oder ein bestimmtes Verhalten zeigen, neigen Individuen dazu anzunehmen, dass diese Meinung oder Handlung richtig oder angemessen ist. Dies kann beispielsweise in Situationen auftreten, in denen Menschen unsicher sind und sich an anderen orientieren, um Hinweise auf angemessenes Verhalten zu erhalten.

3. Identität und Selbstkonzept: Soziale Bewährtheit beeinflusst auch die Konstruktion des Selbstkonzepts und der Identität eines Individuums. Menschen identifizieren sich oft mit bestimmten Gruppen oder sozialen Kreisen und passen ihr Verhalten entsprechend an, um mit diesen Gruppen in Einklang zu stehen und ihre Zugehörigkeit zu stärken. Diese Anpassungen können sich auf die Sprache, Kleidung, Interessen und Werte erstrecken. Beispiele sind Fans eines Sportvereins, ein „Zeichen setzen gegen XY“, aktuelle Symbole beim eigenen Profilbild, Modetrends u. v. m.

4. Selbstwertgefühl und Belohnung: Die Bestätigung durch andere kann einen positiven Einfluss auf das Selbstwertgefühl eines Individuums haben. Wenn jemand Zustimmung und Anerkennung von anderen erhält, kann dies zu einem gesteigerten Gefühl von Selbstwert und Zufriedenheit führen. Dies kann dazu führen, dass Menschen sich gegen eigene Überzeugungen und Werte an die Normen und Erwartungen der Gruppe anpassen, um diese positiven sozialen Rückmeldungen aufrechtzuerhalten.

5. Konformität und Abweichung: Obwohl das Streben nach sozialer Bewährtheit oft zu Konformität führt, gibt es auch Situationen, in denen Menschen bewusst von der Norm abweichen. Dies kann durch individuelle Überzeugungen, Werte oder den Wunsch nach Selbstausdruck motiviert sein. In den meisten Fällen ist dazu Mut erforderlich, da jede Abweichung von der erwünschten Handlung zu Konflikten führen kann. Da viele Menschen Konflikte scheuen werden sie ohne persönlichen Mut stets die Konformität bevorzugen.

Das Prinzip der sozialen Bewährtheit hat weitreichende Implikationen für verschiedene Bereiche des menschlichen Lebens:

Soziale Medien: Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter nutzen soziale Bewährtheit als Kernprinzip, um das Verhalten der Benutzer zu beeinflussen. Likes, Kommentare, und Follower-Zahlen dienen als Indikatoren für Beliebtheit und sozialen Status, die wiederum das Verhalten und die Interaktionen der Benutzer beeinflussen können.

Gruppendynamik: In Gruppensituationen beeinflusst die soziale Bewährtheit das Verhalten der Mitglieder und kann dazu führen, dass sie ähnliche Ansichten und Verhaltensweisen annehmen. Dies kann zu einer verstärkten Gruppenbindung führen, aber auch zu Gruppendenken und der Unterdrückung abweichender Meinungen führen. Bei großen Menschenmassen kann dieses Phänomen zu ansonsten unerklärlichen Phänomenen führen.

Politik und öffentliche Meinung: Politiker und Meinungsführer nutzen oft das Prinzip der sozialen Bewährtheit, um Unterstützung für ihre Positionen zu gewinnen. Wenn eine Meinung als weit verbreitet oder populär angesehen wird, sind Menschen eher geneigt, sie zu akzeptieren oder zu unterstützen, selbst wenn sie nicht unbedingt mit ihr einverstanden sind.

Öffentliche Meinung: Die Medien stellen die allgemeine Realität her. Daraus entsteht die Illusion der Mehrheitsmeinung. Auch wenn es oft nur eine Minderheitenmeinung darstellt, passen sich die Menschen aus oben erklärten Gründen der publizierten Sichtweise an. Dadurch kann dann tatsächlich eine echte Mehrheitsmeinung entstehen.

In den meisten dieser Situationen erfolgt die Anpassung unbewusst, sie ist tief in uns sozialen Wesen angelegt. Jede Abweichung erzeugt Spannung und mögliche Konflikte. Menschen, die sich treu bleiben möchten, benötigen immer wieder persönlichen Mut, um diesen Mechanismus zu durchbrechen. Darüber hinaus ist es notwendig, dass in den jeweiligen Situationen der wirkende Konformitätswunsch (es ist viel eher ein Wunsch als Druck) wahrgenommen wird. Hilfreich dafür ist eine ganz bestimmte Art der inneren Achtsamkeit, die sehr gut trainiert werden kann. Wenn der Moment der eigenen Entscheidung (Ausbruch aus dem Muster) klar erkannt wird, so entstehen neue Handlungsoptionen.

Am 08.07.23 fand in Freising das Seminar „Die Kraft des MUTES – frei und selbstbestimmt leben“ statt. Bei dieser Premiere durften wir in einem wunderschönen, großen und luftigen Seminarraum unsere Teilnehmerinnen und einen Teilnehmer begrüßen. Die Mischung aus kurzen Inhaltsblöcken und praktischen Übungen kam sehr gut an, was sich am Ende auch in der äußerst positiven Bewertung niederschlug.

Hier ein Auszug aus den Inhalten:

  • Achtsamkeit – spüre den Spalt zwischen Reiz und Reaktion
  • Formen von Ängsten – was sie mit Mut zu tun haben
  • Der Drang zum Konformismus – woran es liegt und welche Optionen es gibt
  • Den eigenen Mut-Pfad beschreiten (Übung)
  • Risikoabwägungen – an jeder Entscheidung hängt ein Preisschild
  • Die positive Mutspirale
  • Praktische Tipps – Kommunikation, Beziehungsebene, Mut Buddys

Das Ganze aufgelockert durch kurze Bewegungsspiele aus dem Impro Theater, die schnell Verbindung herstellten. Auf Wunsch der Teilnehmer gibt es ab sofort einen Austausch über Erfolge und Mut-Projekte in telegram.

Die zwei Referenten, Anna Pantelic und Thomas Eisinger, freuten sich über die geglückte Premiere. Weitere Termine folgen und auch Vertiefungsthemen! Wer sich für den Newsletter anmeldet, bekommt automatisch Infos dazu!